Skip to main content

Full text of "Kleinere Original-Beiträge,"

See other formats


Kleinere Original-Beiträge. 


357 


die Zähne spitz. Die Verhältnisse wie folgt: I = 9G; 11 = 15; 111=15; 
IV=33; V= 35; VI =18. Das Männchen ist 1,4 mm laug. Augen 
schwarz, Hinterkopf grauweiss. Thorax und Abdomen honiggelb; ersterer 
oben mit drei braunen Striemen, letzterer mit grauen Binden. Die 
Fühler sind 2-j-10gliedrig, die Geisselglieder sitzend. Der obere Bogen¬ 
wirtel um das Glied herumlaufend. Die Insertionsstellen der Haar¬ 
schlingen ungemein nahe beieinander. Unterhalb des unteren Bogen- 
wirteis, gerade gegenüber dein Verbindungsstück der beiden Bogenwirtel, 
betindet sich ein kurzer, zapfenartiger Dorn und an jeder Seite dieses 
Verbindungsstückes, etwas von ihm entfernt, unterhalb des oberen Bogen¬ 
wirtels, ein ebensolcher (cfr. Fig. 72). Derartige Bildungen kommen 
auch an den Geisselgliedern anderer Cecidomyiden vor, ich habe aber 
bisher hinsichtlich des Vorkommens derselben keine bestimmte Regel 
herausfinden können. Bei M. lonicercie treten diese Bildungen wenigstens 
bei den mittleren Fühlergliedern immer an derselben Stelle auf, während 
sie am 1. Geisselglied zu fehlen scheinen. Möglicherweise werden diese 
Bildungen später systematisch verwertet werden können. 

Die dritte Längsader ist ziemlich gerade, nur in der Mitte leicht 
nach hinten gebogen. Ihre Mündungsstelle liegt der Flügelspitze viel 
näher als diejenige der vorderen Zinke der fünften Längsader. 

Krallen deutlich dreizähnig, der dritte Zahn aber kurz und sehr 
schmal. 

Das Weibchen ist ebenso gefärbt wie das Männchen. Die Abdominal¬ 
binden sind aber dunkler und breiter. Die Fühler bestehen aus 2—f-'l2 
oder aus 2 —{— 13 Gliedern. Larven, die am 10. August 1908 zur Ver¬ 
wandlung in die Erde gegangen-waren, verwandelten sich am 25. September 
desselben Jahres zu Mücken. Im Laufe eines Jahres finden sicher 
wenigstens 3 Generationen statt. (Schluss folgt.) 


Kleinere Original-Beiträge, 

Ein Fall von copula inter mares bei Gonepteryx rhamni L. 

Als ich am 23. April dieses Jahres in der Nähe meines Wohnortes Sarnen 
i. d. Schweiz, einen Nachmittagspaziergang machte, um Pflanzen zu sammeln, 
glaubte ich am Waldrande, zwischen Kräutern, einen auffallend langsam dahin¬ 
fliegenden Zitronenfalter sich niederlassen zn sehen. Ich bewegte mit dem 
Spazierstocke die verdeckenden Pflanzen und wie der vermeintliche Schmetter¬ 
ling sich wieder erhob, bemerkte ich, dass es zwei Tiere in copula waren. Die 
Sache interessierte mich, da ich die Kopulation bei Gonepteryx noch nie hatte be¬ 
obachten können. Ich fing das Paar ohne Mühe; wie ich es aber in der Hand 
hielt und näher betrachtete, entdeckte ich zu meiner nicht geringen Verwun¬ 
derung. dass beide Tiere Männchen waren. Beide waren nur sehr wenig ab¬ 
geflogen und zeigten die bekannte zitronengelbe Farbe und den mehr oder weniger 
schlanken Hinterleib des Männchens. Sie waren mit ihren Hinterleibsenden 
richtig zusammengehängt; das eine Tier hatte mit den Haltezangen seiner Seiten¬ 
klappen das Hinterleibsende des andern erfasst. Ob auch eine innere Verbindung 
und in welcher Weise eine solche bewerkstelligt war, konnte ich nicht erkennen. 
Ich versuchte, die beiden Schmetterlinge von einander zu lösen; es gelang aber 
nicht, und gewaltsam auseinanderreissen wollte ich sie auch nicht. Da ich keine 
Schachtel bei mir hatte, tötete ich die Tiere durch Eindrücken der Brust und 
brachte sie sorgfältig in meiner Pflanzenmappe unter. Nach einer halben Stunde 
zu Hause angelangt, begegnete ich einem Kollegen und erzählte ihm den merk¬ 
würdigen Fang. Er wollte mir nicht recht glauben, bis ich meine Mappe auf¬ 
machte und ihm die immer noch mit ihren Hinterleibsenden zusammengehängten 
Tiere zeigte. Ich legte die Mappe sodann in mein Zimmer; als ich nach etwa 
zwanzig Minuten zurückkehrte und die Schmetterlinge heraus nehmen wollte um 








35 S 


Kleinere Original-Beiträge. 


sie aufzuheben, war die copula gelöst. Ich hatte die Tiere wohl nicht vollständig 
getötet, der Tod und damit die Lösung mag wohl erst zu Hause eingetreten sein. 

Im „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen'*, Jahrgang 1900, hat F. 
Karsch die Literatur’) über ähnliche Beobachtungen sorgfältig zusammen gestellt 
und kritisch gesichtet. Angaben über Gonepteryx rkamni sind nicht darunter Fälle 
von sexueller Verbindung unter gleichgeschlechtlichen Insekten berichtet Karsch 
von Immen. Käfern, Schmetterlingen und Zwe i fl ii gl e rn. Ueber Schmetter¬ 
linge liegen folgende Beobachtungen 2 ) vor: 

ln den Seidenspinnereien des Jardin d’acclimatation zu Paris wurden 
nach Boisduval und Guerin-Meneville öfters männliche Paare des Seiden¬ 
spinners in Vereinigung gesehen. 

Von Aglia tau beobachtete Seitz zwei Männchen in Kopulation. — 

Drei männliche Paare von Lasiocampa in Begattungsstellung entdeckte G. 
L. Schulz auf den Alpen an der Simplonstrasse, bei einem Versuche, ein in 
einem Gazebeutel ausgesetztes Weibchen von Lasiocampa quercus durch ein alpines 
Männchen befruchten zu lassen. 

Aus der Abteilung der Tagfalter führt Karsch keine einwandfreie Beob¬ 
achtung auf. Er erwähnt Parnasshts charltonius princeps, wovon Thiele aus Tur- 
kestan ein Männchen erhielt, das am Hinterleibsende eine Legetasche trug, 
während eine solche sonst allein dem begatteten Weibchen zukommt. Daraus 
wurde mit Unrecht der Schluss gezogen (nicht von Thiel e selbst!), dass im vor¬ 
liegenden Falle von einem Männchen die Kopulation mit einem andern Männchen 
versucht worden sei. 

Ob die Zusammenstellung Karsch’s vollständig ist, kann ich nicht sagen; 
ebenso entzieht sich meiner Kenntnis, ob seit 1900 hierher gehörige Beobachtungen 
veröffentlicht worden sind. So weit die mir vorliegende Literatur erkennen lässt, 
ist meine oben mitgeteilte Beobachtung für die Tagschinetterlinge neu. Es kam 
mir auch der Gedanke, oli^nicht vielleicht einer der beiden Gonepteryx doch ein 
Weibchen sein könnte, mit sekundären männlichen Geschlechtscharakteren. Ich 
glaube das jedoch nicht, habe aber die beiden Schmetterlinge sorgfältig aufge¬ 
hoben, um sie einem Fachmanne zur anatomischen Untersuchung zu übergeben. 

E. Scherer (Sarnen, Schweiz). 

Zur Dunkelfärbung von Papilio machaon L. II. 

Den im laufenden Bande der Zeitschrift für wissenschaftliche Insektenbio¬ 
logie, Seite 235 angekündigten Versuch habe ich gemacht. 7 frisch geschlüpfte 
Schwalbenschwänze wurden in einem Käfig aus weisser Gaze den Sonnenstrahlen 
ausgesetzt. Sie starben bald, trotz Fütterung mit Zuckerwasser, ohne eine dunklere 
Färbung anzunehmen. Allerdings schien die Sonne in jener Zeit nicht besonders 
intensiv; dieser Umstand hinderte aber nicht, dass ich im Freien dunkelgelbe 
machaon antraf. Allerdings flogen diese an einer Stelle, die von dem Fundort 
meiner Raupen etwa 4 km entfernt und von diesem auch durch einen etwa 1 km 
breiten See getrennt ist. 

An derselben Stelle und in ihrer näheren Umgegend fand ich auch jetzt 
im Sommer dunkle Stücke von machaon. Die abweichende Färbung kommt also 
in beiden Generationen vor, während Rebel (Berge, 9. Aufl., Seite 5) die ab. 
aurantiaca Speyer nur der Sommergeneration zuspricht. Ob beide Geschlechter 
im dunkelgelben Kleide auftreten, habe ich leider bis jetzt nicht feststelleu 
können. Die wenigen von mir gefangenen Stücke waren sämtlich Männchen. 

Reinberger (Lyck, O.-Pr.) 

Melanismus bei Pymantria dispar L. 

Unter einigen, mir von Herrn Georg Schumann, Berlin, zur Begut¬ 
achtung vorgelegten Lepidopteren der Berliner Gegend erregte besonders ein 
Weibchen obiger Art meine Aufmerksamkeit: 

Beide Flügel ziemlich stark und gleiclnnässig graubraun getrübt, mit eigen¬ 
tümlichem Seidenglanz. Von der Zeichnung des Vorderflügels deutlich nur die 
Randflecke, 3 Vorderrandflecke (als Anfang der Zickzack-Querlinie), 1 Punkt in 
der Zelle und der Winkelfleck auf dem Zellende; die Querlinien fast ganz ver¬ 
loschen, die bei typischen Stücken deutliche Submarginalbinde des Hinterflügels 
völlig fehlend. Es liegt hier ein recht interessanter Fall von totalem Melanismus 
in leichter Form verbunden mit Schwinden der Zeichnung vor. 

_ H. Stichel (Berlin-Schöneberg). 

x ) Herr Professor Dr. C, W. von Dalle Torre in Iüsbruck, dem ich meinen Fund milteilte, 
war so freundlich, mich auf diese Arbeit aufmerksam zu machen; ich spreche ihm auch hier meinen 
verbindlichsten Dank aus. 

2 ) Karsch, a, a 0. S. 26 ff.